Skulptur

Johannes Gutenberg – Der Erfinder des Buchdrucks

Zu sehen ist das überlebensgroße Standbild eines Mannes, das sich auf dem Gutenbergplatz befindet (Abb. 1). Das Standbild steht gerade auf dem Sockel im Kontrapost, das rechte Bein belastend, während das linke Bein leicht nach vorne versetzt ist. Der Mann, bei dem es sich bekanntlich um Johannes Gutenberg handelt, hat einen zweigeteilten Bart, trägt eine pelzverbrämte Kappe und ist vornehm im Stile eines Patriziers gekleidet. In seiner rechten, herabhängenden Hand hält er zwei, der von ihm entwickelten Lettern und in der linken Hand die Bibel, welche an die Brust gedrückt wird.

Alle Gutenbergbildnisse sind reine Phantasieprodukte und gehen zurück auf einen Kupferstich von André Thevets (Abb. 2), der 1584 in „Die wahren Lebensbeschreibungen berühmter Männer“ veröffentlicht wurde. Zuständig für die Entstehung des Denkmals waren der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen (Abb. 3) und der französische Bildhauer Charles Crozatier, die dieses schufen. Anlass war vermutlich das 400-jährige Jubiläum der Erfindung des Buchdrucks (von ca. 1436-1440).

Das Gutenberg-Denkmal von Berthel Thorvaldsen

Abb. 1: Bertel Thorvaldsen, Johannes Gutenberg, 1837, Mainz, Gutenbergplatz. Bildquelle: Privataufnahme Darius Bühl.

 

Abb. 2: André Thevets, Johannes Gutenberg, 1584, Kupferstich. Bildquelle: Prometheus (letzter Zugriff: 26.07.17)
Abb. 3: Eduard von Heuß, Berthel Thorvaldsen in seinem Atelier, Öl auf Leinwand, 191 x 152 cm, Mainz, Landesmuseum. Inv.-Nr. 27. Bildquelle: Bratner, Das Mainzer Gutenbergdenkmal, S. 25.

Quellen zu Johannes Gutenberg

Text: Darius Bühl

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Ein Stück deutsche Renaissance – Der Mainzer Marktbrunnen

Mainzer Marktbrunnen, Foto: Fanni Lentz, 2017.

Ganz unscheinbar steht er da. Obwohl er doch so prächtig geschmückt ist. Wenn er sprechen könnte, würde er einiges erzählen.

Der Mainzer Marktbrunnen zählt wohl zu den wichtigsten Werken der deutschen Renaissance, insbesondere weil er einer der ersten und letzten erhaltenen architektonisch ausgeformte Ziehbrunnen Deutschlands ist. Er wurde aus rotem Sandstein gefertigt und ist ca. sechs Meter hoch. Albrecht von Brandenburg (1490-1545) stiftete den Renaissancebrunnen im Zuge des Sieges von Kaiser Karl V. in der Schlacht bei Pavia 1525 über König Franz I. (1494-1547) und die Niederwerfung der Bauernaufstände im Jahr 1526. Beide Siege wurden in der Inschrift des Brunnens verewigt. Sein Aufbau zeichnet sich durch eine in der Renaissance gängige mehrteilige Untergliederung aus und beinhaltet eine reiche Fülle an bedeutender Ikonografie, die den Sieg des Fürsten über die Bauern und Bürger darstellt. Die Funktion des Mainzer Marktbrunnens war zum einen die Versorgung der Mainzer Einwohner mit Wasser, bzw. Löschwasser, zum anderen diente er als Denkmal für den Kurfürsten und erinnert zugleich an die historischen Ereignisse der Schlacht bei Pavia und des Bauernkrieges, wobei er aber auch die stadtherrliche Ordnung versinnbildlicht. Der Marktbrunnen wurde vermutlich von Peter Schro (†1545), einem Schüler des bekannten Mainzer Bildhauers Hans Backoffen (1460-1519) gefertigt. Im Laufe der Zeit fanden mehrere Restaurierungsarbeiten am Marktbrunnen statt, die zum Teil sein heutiges Erscheinungsbild prägen und ihn heute mehr denn je so prächtig erscheinen lassen.

Text: Fanni Lantz

Quellen

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Der Kreislauf des Lebens

Francè Rotar, Leben, 1981, Wiesbaden Warmer Damm, Fotografin: Ursula Killmann.

Wenn man aus dem Trubel der Fußgängerzone tritt und die Wilhelmstraße überquert, öffnet sich vor einem ein großer Park, der Warme Damm. Im Stil englischer Landschaftsgärten schlängeln sich hinter dem hessischen Staatstheater schmale Kieswege zwischen hohen Bäumen und Sträuchern hindurch und umrahmen blühende Rasenflächen. Immer wieder begegnen dem Spaziergänger verschiedene Kunstwerke auf seinem Weg durch den Park. Unter anderem ist an präsenter Stelle an der Ecke Wilhelmstraße und hessisches Staatstheater auch die Bronzeskulptur „Leben“ von Francè Rotar zu sehen. Sie liegt wie eine herabgefallene Kastanie, deren Schale durch den Sturz angeknackst wurde, auf der Wiese.

Die nach einem Gips Modell gegossene Bronzeskulptur ist glattpoliert, doch die schrundig ausgearbeitete Bruchstelle wurde in einem braunen Farbton patiniert. Die kontrastreiche Oberflächenstruktur der Bronze verbildlicht das Aufbrechen und Freilegen der inneren Form als naturgewaltigen und unaufhaltsamen Prozess. Rotar wusste um die Wirkung von gespannten, runden Körpern, die sich immer stärker im Raum ausdehnen wollen. Massige Körper hingegen, wie die dicke Kugelschale, wirken schwer und lastend. In Kombination erzeugen diese Gegensätze eine interessante Spannung. Er selbst beschreibt sein Werk mit den Worten: „Die bronzenen Kugeln veranschaulichen den Prozess von Werden und Vergehen alles Lebendigen.“ Die Skulptur ist nach Rotar außerdem ein Zeichen für die 1977 gegründete Städtepartnerschaft zwischen Ljubljana und Wiesbaden. Die Idee der Partnerschaft kam Aufgrund einer Einladung der Stadt Ljubljana an den damaligen

Wiesbadener Oberbürgermeisters Rudi Schmitt zur internationalen Weinmesse im August

1968 zustande.

Die im Durchmesser ca. 1,80 m große Bronzeskulptur „Leben“ besteht aus einer 27 cm dicken, in zwei Teile aufgespaltenen Kugelschale, die eine etwas kleinere Kugel enthält und auf einem gepflasterten Sockel steht. Sie wurde 1981 vom slowenischen Bildhauer Francè Rotar (1933-2001) in Verona angefertigt und im gleichen Jahr von der Stadt Wiesbaden für die Umgestaltung des Warmen Damms als Skulpturenpark aufgestellt. Im ursprünglichen Zustand wurde die Kugel von unterirdischen Stützen getragen, um den Anschein zu erwecken, dass sie gerade auf dem Boden aufliege. 1994 wurden diese Stützen porös und mussten mit einem flachen Sockel aus Pflastersteinen ummauert werden. In diesem Zustand befindet sich das Werk bis heute.

Die Skulptur nach der Einweihung

Text: Alica Bergmann

Quellen

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Gernot Rumpf: Ohrmuscheln neben dem ReWi II

Ein Teil der Skulptur. Foto: Krishan Jonas Roy.
Zweiter Teil der Skulptur. Foto: Krishan Jonas Roy.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gernot Rumpf ist ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer für Bildende Kunst. In seinen Werken fertigt der Künstler vor allem großformatige Plastiken, die zahlreiche Städte, vornehmlich in der Pfalz und der näheren Umgebung schmücken; hat er aber auch schon Brunnen in Jerusalem und Tokio gestaltet.

1990 hat die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz den neuen Studiengang der Betriebswirtschaftslehre in ihr Studienprogramm aufgenommen, weshalb ein Neubau für die steigende Studierendenzahl erforderlich wurde. Zwischen Januar 1990 und Oktober 1992 entstand daher das ReWi II im Jakob-Welder-Weg.

Im Jahre 1992 errichtete Gernot Rumpf in der Folge des Bauabschlusses des ReWi II zwei Plastiken auf dem Jakob-Welder-Weg und dem Johann-Joachim-Becher-Weg, die das neue Gebäude zu Seiten der Hörsaal-Rotunde flankieren.

Die beiden Ohrmuschelplastiken werden jeweils aus einer massiven Edelstahlsäule gebildet, die durch Applikationen von anatomischen und geometrischen Formen (Bronzeguss und Edelstahl) ergänzt wird. Unter diesen verschiedenen Elementen finden sich eine Ohrmuschel, ein Schneckenhaus, Zahnräder, Pfeile, ein gelochtes Blech und ähnliches. Durch die Materialität – vor allem Edelstahl spielt im übrigen Œuvre Rumpfs keine nennenswerte Rolle – lehnen sich die beiden Werke an die Bausubstanz des ReWi II-Gebäudes an, bei welchem hauptsächlich Beton und Stahl Verwendung fanden. Auch wird die Glasüberdachung des Eingangsbereiches zum Jakob-Welder-Weg von sehr massiven Säulen getragen.

Thematisch wird durch die anatomischen Formen der Ohrmuschel und dem Schneckenhaus ein Bezug zur Johannes Gutenberg-Universität gezogen. Zum einen greifen die beiden Elemente den Prozess des Hörens auf, der sich täglich im nahe gelegenen Rundbau des großen Hörsaals vollzieht. Zum anderen findet sich keine 300 m entfernt der wohl bekannteste Bau des Campus: Das Hörsaalgebäude, welches „Muschel“ genannt wird. Durch die besondere Form eines gleichschenkligen Dreiecks erhielt das Gebäude seinen einprägsamen Namen. Gernot Rumpf ist bekannt dafür, die Geschichte der Standorte seiner Werke künstlerisch aufzugreifen. In Mainz finden sich gleich mehrere Arbeiten von ihm. Unter anderem hat er 1975 zum tausendjährigen Jubiläum des Mainzer Doms den Sockel der Heunensäule auf dem Marktplatz gestaltet. Außerdem findet sich vor dem Bildungsministerium in Mainz der Glockenbaum, welcher im Volksmund „Beamtenwecker“ genannt wird. In der Peterskirche findet sich ferner der Menschenfischeraltar. In diesen Mainzer Arbeiten greift Rumpf die Fastnachtstradition, die bischöfliche Geschichte und die Stadtpolitik auf.

Detailansicht Teil eins. Foto: Krishan Jonas Roy.
Detailansicht Teil zwei. Foto: Krishan Jonas Roy.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text: Krishan Jonas Roy

Quellen zu Gernot Rumpf

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