Ein Dreschflegel, ein Kochlöffel und Putten. Dekor und Ikonografie des Brunnens

Der Marktbrunnen ist ein freistehendes Monument, welches für eine Mehransichtigkeit gedacht und reich dekoriert ist.

Jeder der drei Pfeiler trägt an drei Seiten einen Ornamentenschmuck, der nach Vorlagen der Kupferstecher Nicolett da Modena (*1490), Zoan Andreas (1475-1519), Daniel Hopfers (1470-1536) und Hans Bugkmairs (1473-1531) angefertigt wurde. Die Pfeilerspiegel sind mit Blattwerkornamenten gefüllt, die mit Waffen- und Gerätetrophäen, wie Helme, Dreschflegel und Mistgabeln durchsetzt sind, die die Vergänglichkeitsikonografie widerspiegeln sollen und sich auf den Triumph über die Bauern und Bürgern im Jahr 1525 bezieht. Weitere bäuerliche Gerätschaften wie Kochlöffel, Blasebalg, Flöte, Hacken und Rechen können als Motive der ‚Vana Gloria‘ gedeutet werden. Auch Anspielungen auf den ‚Memento- mori‘- Gedanken lassen sich in den Pfeilerfüllungen wiederfinden, wo zum Beispiel ein Totenkopf zwischen zwei Sanduhren abgebildet ist.

Die prunkvollen Wappenschilde am Baldachin sind zum einen das Wappen von Albrecht von Brandenburg, der mit dem Schwert und dem Krummstab seine kurfürstliche und geistliche Macht zum Ausdruck bringt, zum anderen die Mainzer Stadtwappen und das Wappen des Domkapitels. Die Wappen sind mit Putten auf einer Kugel und mit Mischwesen aufgestellt.

Mit den Figuren der Bischöfe in den Muschelkalotten drückt Albrecht von Brandenburg seine geistliche Macht als Kardinals in Mainz aus.

Die Ikonografie des Brunnens fokussiert sich weitestgehend auf die Würdigung von Albrecht von Brandenburg als Sieger über die Bauern und Bürger und Stadtherr.

Detailansicht Mainzer Marktbrunnen

Text: Fanni Lentz

Quellen