Die Wendelinuskapellen von Budenheim

Die kleine Wendelinuskapelle im Lenneberger Wald. Foto: Marie Theresa Dax

Im Lennebergwald nordwestlich von Mainz-Gonsenheim gibt es einen beliebten Weg für Spaziergänger und Sportler. Auf einer breiten und gut ausgebauten Schotterstraße, gut 15 Minuten vom Ortsrand entfernt, stehen sich zwei Kapellen gegenüber. Sie sehen sehr unterschiedlich aus, gehören aber zusammen und werden Wendelinuskapellen von Budenheim genannt. In der Gegend gibt es noch weitere Kapellen, die den beiden in Aussehen und Funktion ähneln. Über einen Rundweg, der in vielen Touristenführern der Gegend beschrieben wird, sind sie alle an einem Tag zu Fuß erreichbar. Die Einwohner von Budenheim bauten diese Kapellen damals in erster Linie, um für Tiere und Ernte zu beten und diese damit vor Seuchen zu schützen. Zu dieser Zeit war der Glaube weit verbreitet, durch die Anrufung von Heiligen Unheil abwenden zu können.

Im Vergleich erscheinen die beiden Kapellen sehr unterschiedlich in Stil, Aussehen und Größe. Die ältere und deutlich kleinere der Kapellen wurde 1776 im klassizistischen Stil fertig gestellt. An derselben Stelle soll auch davor schon eine kleine Kapelle gestanden haben, die ebenfalls dem heiligen Wendelin gewidmet war.

Der heilige Wendelin soll ein schottischer Königssohn gewesen sein, der Mönch wurde, in Mitteleuropa missionierte und auch zeitweise als Eremit lebte. Seine Grabstätte liegt im heutigen St. Wendel im Saarland. Er gilt als Patron der Bauern und Hirten und wird selbst meist als junger Hirte dargestellt.

1866 wurde eine zweite und größere Kapelle gegenüber der ersten eingeweiht. Sie ist, wie in dieser Zeit häufig, im neugotischen Stil erbaut. Laut historischer Quellen, wie Briefen und Berichten Budenheimer Pfarrer, geschah dies bei beiden Kapellen durch Spenden der Ortseinwohner. Die Originalquellen werden heute im Dom- und Diözesanarchiv Mainz aufbewahrt. Die ältere und kleinere Kapelle beinhaltet die Figur des heiligen Wendelin und ist offen zugänglich. Die jüngere und größere Kapelle bietet Raum und Ausstattung für Messefeiern der Gläubigen. Sie ist heute nur zu besonderen Anlässen für Besucher geöffnet.

Mittlerweile kümmert sich ein Freundeskreis aus Ehrenamtlichen um die beiden Kapellen. Durch Spenden werden Renovierungsarbeiten und andere Pflege sowie Instandhaltungen finanziert. Einmal im Jahr, am dritten Oktobersonntag, finden Wallfahrten und Feiern zu Ehren des heiligen Wendelin an den Kapellen statt. Interessant und wichtig macht diese beiden Objekte, dass es sich um Gebäude handelt, welche von und für die Bürger der Stadt errichtet wurden. Sie gehörten zum Alltag der Menschen und waren ein wichtiger Ort für Gebete und Fürbitten.

Die große Wendelinuskapelle im Lenneberger Wald. Foto: Marie Theresa Dax

Text: Marie Theresa Dax

Quellen