Schon im Eingangsbereich und zu Beginn des Aufenthaltes, wird der Besucher des Museum Wiesbaden mit einem außergewöhnlichen Kunstgegenstand konfrontiert. Angezogen von dem Strahlen der goldenen Mosaiken des Eingangsoktogons, betritt der Besucher diesen Raum und verfällt in einen Zustand des Staunens. In der Mitte des Raumes tritt man an einen am Boden liegenden Spiegel heran, bei dessen Anblick unwillkürlich ein leichtes Schwindelgefühl in einem aufsteigt. Lässt man seinen Blick nun weiter durch den Raum streifen, so entdeckt man noch zwei weitere Spiegel, die in der Kuppel befestigt sind. Beim Betrachten der verschiedenen Spiegel erlebt der Besucher einen spiegelkabinett-artigen Effekt, bei welchem die Verdopplungen der Bilder kein Ende zu haben scheinen. Der verwirrte Betrachter kann die Spiegelungen nicht mehr von dem Gespiegelten unterscheiden. Dadurch scheint der Raum an unendlicher Tiefe gewonnen zu haben.
Es handelt sich hierbei um eine Spiegelinstallation der Künstlerin Rebecca Horn, welche 2007 im Museum Wiesbaden eingeweiht wurde. Diese eindrucksvolle Installation mit dem Titel Jupiter im Oktogon wurde speziell für diesen Ort entworfen und ausgeführt, sodass der Besucher die eher seltene Situation vorfindet, ein Kunstwerk in seiner ursprünglich vorgesehenen Funktion betrachten zu können. Horn nimmt hierbei eindeutig Bezug auf ihre älteren Spiegelinstallationen Mondspiegel, ausgestellt in der Klosterkirche Sant Domingo in Pollença (2003) und der St. Paul’s Cathedral in London (2005). Auch hier geht es darum, die Kirchenräume durch die Spiegel zu erfassen, mit Hilfe der mehrfachen Spiegelungen zu verwandeln und energetisch neu aufzuladen. Dabei tritt sie als Gestalterin ihres eigenen Kosmos auf, was nicht zuletzt durch die Verwendung der Spiegel als Gestirne wie Mond und Jupiter deutlich wird.
Bereits im Eingangsbereich wird der Besucher auf die besondere Sensibilität für die Kombination von Neuen und Altem aufmerksam gemacht, was auch im Rest des Museums spürbar wird. Die Installation zeigt eine gelungene Verbindung zwischen zeitgenössischer Kunst und der historischen Gestaltung des Eingangsoktogons. Dabei wirkt sie nicht wie ein Fremdkörper, sondern verbindet sich mit der vorgefundenen Architektur und hilft diese zu verstehen.