Als Entwurfskriterien stellten sich für den Architekten und sein Team nicht nur die öffentliche Positionierung und Platzierung in einem gewachsenem Gründerviertel und das einfügen eines sakralen Gebäudes in die Blockrandbebauung des Stadtgefüges, sondern auch damit einhergehende Verbindung von Alltag und Religion, auch in der Funktion des sakralen Gebäudes als Gemeindezentrums.
Die Architektur wurde parallel zu den Häusern an den umgebenden Straßen angeordnet und öffnet sich zur Stadt hin. Somit kann es sich durch sein gleichhohes und massives Erscheinungsformat in die dominante Blockrandbebauung einfügen, sie durch die Eingangstür zur Stadt hin öffnen, aber auch durch das Konzept Fassade an Fassade ausschließen und den Gemeindemitgliedern einen schützenden Innenhof bieten. Durch das Öffnen und Ausschließen entsteht ein Wechselspiel zwischen einladender Vergebungsgeste und in sich geschlossener, eigenständiger Raum zum Rückzug. Dieser bewusste Verzicht ist eine Besonderheit für eine Synagoge in Deutschland. Eine weitere Innovation ist der Gebrauch von an Wohnhäuser angleichenden Figuren als Volumen für ein religiöses Gebäude sowie die Anpassung an und in die Umgebung.
Eingeordnet in den urbanen Kontext ergänzen sich Gebäude und Stadt, ohne dass die sakrale Bedeutung für eine Synagoge verloren geht. Durch die Ausrichtung des Synagogenraumes nach Osten, sowie seine Öffnung nach oben entsteht ein Zentralraum, in welchem die liturgischen Anforderungen und Geräte, wie Bima oder Aron haKodesch, nach Jerusalem ausgerichtet werden können. Die Form des Daches kommt nicht nur der talmudischen Forderung nach, dass die Synagoge der höchste Bau in seiner Umgebung sein muss, sondern lässt auch durch das östliche, vollverglaste Dachfenster genug Licht auf die Stelle, an der die Thora und ihre Rollen gelesen werden sollen.
Wie Schofar und Kedushah die Fassadenarchitektur formen
Text: Lara Koch